West-Alliierten überschätzen ihre Rolle im Zweiten Weltkrieg

Deutschland, Frankreich und USA messen der Rolle der USA im Zweiten Weltkrieg eine übertrieben große Bedeutung bei


Einige Veränderungen im Massenbewusstsein der Europäer und vor allem der Deutschen hat in den letzten Jahren bei der Einschätzung der Rolle der UdSSR im Zweiten Weltkrieg Peter Schulze, Professor für Politikwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen gemerkt.

Bei seiner Analyse einer Umfrage von Sputnik.Polls im Vorfeld des 8. Mai, laut der lediglich 15 Prozent der Befragten der Sowjetunion die wichtigste Rolle zugesprochen haben, die Mehrheit aber (in den USA 79 Prozent, in Frankreich 58 Prozent und in Deutschland 50 Prozent) der Meinung sind, dass die US-Armee die Hauptrolle gespielt hatte, meinte er, dass die Amerikaner ihren Beitrag überschätzen. „Die zweite Front ist erst 1944 eröffnet worden“, sagte er im Sputnik-Interview mit Nikolaj Jolkin, „als die Rote Armee fast an der Oder stand. Außerdem muss man berücksichtigen, dass in den USA ein geschichtliches Bewusstsein während des Zweiten Weltkrieges und danach kaum eine große Rolle im Massenbewusstsein spielte.“

Bei Frankreich (12 Prozent) sei es schon erschütternd, bemerkt der Politologe. „Da in Paris eine Metro-Station immer noch Stalingrad heißt, erwartet man eigentlich, dass die befragte Bevölkerung ein detaillierteres und tieferes historisches Verständnis für die Sowjetunion hat.“

Die britische Bevölkerung tendiere einerseits zur Offenheit und zu Fairness, aber auch zur Selbstüberschätzung der Rolle, die sie im Zweiten Weltkrieg gespielt habe, fährt Professor Schulze fort.  Etwas mehr als die Hälfte der Briten (59 Prozent) sind der Ansicht, dass ihr Land die wichtigste Rolle im Kampf gegen den Nazismus spielte, im Vergleich zu 11 Prozent für die USA und 15 Prozenten für die Sowjetunion. „Für die europäischen Partner ist dieses Ergebnis erschreckend. Für die USA ist es aber normal. Sie sind einfach so, wie sie sind.“

Die Umfrage von Sputnik.Polls würde möglicherweise auch durch das negative Bild, das Russland im Augenblick in den westlichen Leitmedien habe, beeinflusst, ist sich Peter Schulze sicher. Deswegen könne man auf die positive Einschätzung der Rolle der Sowjetunion nicht hoffen. „Hier spielen Massenmedien eine extrem eklatante diffamierende Rolle in der Verfälschung des Massenbewusstseins.“  

In Deutschland sei das Bild etwas anders. „Wer am meisten dazu beigetragen hat, den deutschen Faschismus zu überwinden, ist für viele Deutsche völlig klar. Es ist die Rote Armee gewesen, die das Hitler-Deutschland besiegt hat. Natürlich mit Unterstützung der USA und Großbritannien, sowie auch der Polen, die als Freiwilligenarmee in England besonders im Luftkampf über Deutschland eine große Rolle gespielt haben. Das hat man in den Schulen und an der Universität gelehrt. Niemand hätte abträglich gekennzeichnet, dass die Hauptlast und die Hauptopfer von der Sowjetunion getragen worden wären.“

Aber die Propaganda habe während des kalten Krieges oft versucht, die Sowjetunion als eine Macht der Okkupation in Ostdeutschland zu stigmatisieren, betont der Russland-Experte. „Und wenn man jetzt eine wesentlich höhere Zahl der Menschen eine entscheidende Rolle beim Untergang des Nationalsozialismus der Sowjetunion beimisst, ist es schon interessant. Das sind 16 Prozent in Westdeutschland, 55 Prozent in Ostdeutschland und 35 Prozent bei den Berlinern.“ Peter Schulze führt dies darauf zurück, dass die Sowjetunion unter Gorbatschow die Wiedervereinigung eingeleitet und den Rückzug der Sowjetarmee 1994 loyal abgewickelt habe. Dies alles habe das Bewusstsein der Deutschen im Wesentlichen beeinflusst.

Die Umfrage wurde im Auftrag von Sputnik.Polls in den USA und in Großbritannien von der großen britischen Forschungsgesellschaft Populus, in Frankreich und Deutschland von der ältesten französischen Meinungsforschungsgesellschaft Ifop Mitte April durchgeführt. Die Auswahl repräsentiert die Bevölkerung nach Geschlecht, Alter und Geografie.


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