Wie Putin das Christentum versteht

Von den Bolschewiks zerstörte Kloster und Kirchen werden wieder aufgebaut, Gouverneure sollen Werke christlicher Philosophie lesen


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Neuste Aussagen Putins bestätigen seine christliche Weltanschauung und zeigen, dass Russland seiner Vorstellung nach ein essentiell christliches Land ist.

Zwei historische Kloster im Kreml, die einst von den Bolschewiks zerstört wurden — das Tschudow („des Wunders“) und das Wosnesenskij („Himmelfahrt“) Kloster — sollen nach Putins Anordnung restauriert werden. Eine weitere Kirche soll ebenfalls wiederaufgebaut werden.

<figcaption>Das von den Bolschewiks zerstörte Tschudow-Kloster im Kreml wird wieder aufgebaut</figcaption>
Das von den Bolschewiks zerstörte Tschudow-Kloster im Kreml wird wieder aufgebaut

Der Kreml ist gleichzeitig das politische und historische Zentrum nicht nur Moskaus, sondern Russlands im Allgemeinen. Durch den Aufruf zur Wiederherstellung dieser christlichen Gebäude lehnt Putin, seinen Worten zufolge, das sowjetische, atheistische, antichristliche Erbe ab und bekräftigt die Orthodoxie als Herz russischer Kultur.

„Die Idee ist … das historische Aussehen des Platzes mit zwei Klöstern und einer Kirche wiederherzustellen, ihnen aber, die heutigen Gegebenheiten berücksichtigend, einen ausschließlich kulturellen Charakter zu verleihen“.

Ein Schlüsselelement von Putins Weltanschauung ist nicht nur ein Engagement für die russisch-orthodoxe Kirche als Institution, sondern auch seine Bewunderung für drei russische christliche Denker aus dem XIX und XX Jahrhundert — Nikolai Berdjaew, Wladimir Solowjow und Iwan Iljin, die er häufig in seinen Reden zitiert. Russlands regionale Gouverneure wurden sogar während ihrer Winterferien im Jahre 2014 angewiesen deren Werke zu studieren.

Die Schlüsselbotschaft dieser Philosophen ist, dass Russland eine messianische Rolle in der Weltgeschichte spielt und die Notwendigkeit hat sich durch die Orthodoxie und die Wiederherstellung der historischen Grenzen zu präservieren.

Die Ursachen der Tragödie des XX Jahrhunderts analysierend schrieb Iljin:

„Die Russische Revolution ist ein Spiegelbild der religiösen Krise, in der wir uns heute befinden — ein Versuch ein antichristliches öffentliches und staatliches System zu etablieren, von Friedrich Nietzsche erfunden und wirtschaftlich und politisch von Karl Marx durchgesetzt. Dieses antichristliche Virus wurde aus dem Westen nach Russland exportiert. …

Durch den Verlust der Verbindung mit Gott und der christlichen Tradition ist die Menschheit moralisch blind geworden, ergriffen von Materialismus, Irrationalismus und Nihilismus“.

Aus der Sicht Iljins ist die Rückkehr der Menschen zu „ewigen, moralischen Werten“ die Möglichkeit diese globale Krise der Moral zu überwinden. Die moralischen Werte definiert er als „Glauben, Liebe, Freiheit, Gewissen, Familie, Mutterland und Nation“, vor allem aber „Glauben und Liebe“.

“Voraussetzung, dass Russland wieder groß wird, ist der Glaube an Gott. Er wird Geist und Willenskraft des Volkes stärken, sie stark genug machen um sich selbst zu überwinden“.

Iljin glaubte an die religiöse Gabe und das Talent der russischen Seele:

„In der Geschichte Russland dreht sich alles ausschließlich um den Triumph der Moral über alle Schwierigkeiten, Versuchungen, Gefahren und Feinde“.

Für ihren Teil behaupteten Solowjow und Berdjaew die historische Mission Russlands sei es der Menschheit den Weg zur Vereinigung zu zeigen. Russland wird über den Säkularismus und Atheismus hinweggehen und ein einheitliches geistiges Reich gründen. „Im russischen messianischen Konzept ist Russland immer als Land, dass zur Lösung der Probleme der Menschheit verhelfen wird, gepriesen worden“, so Berdjaew.

In seiner Biographie „Erste Person“ sagt Putin, dass im russischen Rechtssystem die moralischen Werte in erster Linie definiert sein müssen. Russland soll sich im gleichen Ausmaß mit seiner geistigen, sowohl wie auch der geographischen Position beschäftigen.

Um Putins Vorstellung von Russland nachvollziehen zu können müssen seine Ansichten über Spiritualität und sein Studium der christlichen Denker wie Iljin, Solowjow und Berdjaew mit in Betracht gezogen werden.


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